»Workshop: Gattungsspezifisches Erzählen. Formen und Formwandel« (Sommersemester 2012)
2. Workshop des ›Zentrums für Graduiertenstudien‹ (Bergische Universität Wuppertal) und der ›Graduiertenschule Kultur- und Sozialwissenschaften‹ (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.) in Kooperation mit dem ›Zentrum für Erzählforschung‹ (Bergische Universität Wuppertal)
Oberflächlich betrachtet, scheinen Erzähl- und Gattungsforschung zwei wissenschaftliche Disziplinen zu sein, die divergenter kaum sein könnten: Geht es der klassischen Erzähltheorie vor allem darum, die Struktur einzelner Texte zu erfassen, ist die Gattungstheorie vornehmlich darum bemüht, das Gemeinsame bestimmter Textgruppen zu bestimmen. Steht im ersten Fall also die Erzählform im Vordergrund, geht es im zweiten darum, in synchroner wie diachroner Perspektive den Formwandel zu erfassen. Wirft man aber einen genaueren Blick auf die jeweils verschiedenen Erkenntnisinteressen, so wird schnell deutlich, dass diese nicht einen diametralen Gegensatz bilden (müssen), sondern gerade vor dem Hintergrund der Dynamisierung der Narratologie im Rahmen der new narratologies in ein fruchtbares Verhältnis zueinander gesetzt werden können. Zwei Anknüpfungspunkte bieten die new narratologies: zum einen das wachsende Interesse an kontextuellen Bezügen und zum anderen dasjenige an transgenerischen Fragen. Daraus ergibt sich ein breites Spektrum von Themen; in den Fokus rücken Fragen der sozialen Praxis im Umgang mit Texten (die Differenz zwischen Fiktionalität und Faktualität), gattungsspezifische Formen des Erzählens und u.a. die Narrativität genuin nicht-narrativer Gattungen (Lyrik, Drama). Diesen Fragen aus den Perspektiven der Gattungsforschung und der Narratologie nachzugehen, und somit das vielversprechende heuristische Potenzial einer Zusammenführung der Ansätze auszuschöpfen, ist das Ziel des Workshops.
PROGRAMM (als PDF-Download: hier)
BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG
21. APRIL 2012, SAMSTAG
9.15–9.30 Uhr Prof. Dr. Matías Martínez (Direktor des Zentrums für Erzählforschung): Begrüßung
9.30-9.45 Uhr Simon Maria Hassemer/Julia Ilgner/Stefanie Roggenbuck/Lukas Werner: Gattungsspezifisches Erzählen. Formen und Formwandel – eine Einführung
ERÖFFNUNGSVORTRAG
9.45–10.45 Uhr Prof. Dr. Rüdiger Zymner (Bergische Universität Wuppertal): Markierte Übergänge und sistiertes Gleiten. Bemerkungen zur Verschränkung von ›Erzählen‹ und ›Gattung‹
HISTORISCHE PERSPEKTIVEN
10.45–11.30 Uhr Daniel Hostert: Historische Narratologie. Anmerkungen zur Genese narrativer Gattungen in der englischen Erzählliteratur des 17. Jahrhunderts
11.30–13.30 Uhr Mittagspause
13.30–14.15 Uhr Marc Wurich: Die Großstadt als narrative Herausforderung der Moderne. Die Suche nach einer adäquaten Form des Erzählens am Beispiel von Berlin-Romanen zwischen 1880 und 1930
14.15–15.00 Uhr Michaela Klosinski: Der Katholische Roman um 1900. Die Geburt einer Gattung zwischen religiöser Tendenzliteratur und Wiener Avantgarde
15.00–15.15 Uhr Kaffeepause
15.15–16.00 Uhr Stefanie Roggenbuck/Lukas Werner: Short Short Stories und Kürzestgeschichten im 20. Jahrhundert – Narrative Strukturen im Vergleich
16.00–16.30 Uhr Kaffeepause
FALLSTUDIEN I: HISTORISCHER ROMAN
16.30–17.15 Uhr Julia Ilgner: Zwischen Vasari und Jakob Burckhardt. Narrative Bewältigung der Gattungstransformation im historischen Renaissance-Roman um 1900
17.15–18.00 Uhr Christoph Bartsch: Mögliche Geschichte(n). Gattungstypologische Prämissen der Possible Worlds Theory am Beispiel des Historischen Romans
22. APRIL 2012, SONNTAG
Fallstudien II: Reisebericht
9.00–9.45 Uhr Maria Hinzmann: Reisebeschreibung, Reisebericht, Reiseliteratur – (K)eine oder mehrere Gattung(en)?
9.45–10.30 Uhr Ann-Christin Bolay: Reisebericht als ›Märchenstunde‹. Gattungstransgression und experimentelles Erzählen bei Fanny Lewald
10.30–11.00 Uhr Kaffeepause
LYRISCHES ERZÄHLEN
11.00–11.45 Uhr Frauke Bode: ›Biographeme‹. Lyrisches Erzählen
11.45–12.30 Uhr Simon Mick: Narratologische Strategien im Epicedium des George-Kreises
12.30–13.00 Uhr Mittagspause
ERZÄHLEN IN NEUEN MEDIEN
13.00–13.45 Uhr Kai Spanke: Kampf um Kontingenz und Darstellung von Providenz als Genreparadigmen des Horrorfilms
13.45–14.30 Uhr Simon Maria Hassemer: »History itself plays the role of storyline«. Zum Abhängigkeitsverhältnis zwischen narrativem Design und Genre im Videospiel.
14.30 Uhr Abschlussdiskussion
ORT
Bergische Universität Wuppertal
Campus Freudenberg, Gästehaus
Rainer-Gruenter-Str. 3
42119 Wuppertal
KONTAKT
Simon Maria Hassemer: simon.hassemer[at]geschichte.uni-freiburg.de
Julia Ilgner: julia.ilgner[at]germanistik.uni-freiburg.de
Stefanie Roggenbuck: s.roggenbuck[at]uni-wuppertal.de
Lukas Werner: lukas-werner[at]cantab.net
AG ›Erzählforschung‹ (Bergische Universität Wuppertal)
http://www.zgs.uni-wuppertal.de/arbeitsgruppen/ezf.html
AG ›Rezeption und Intertextualität‹ (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.)